Unwort 2018 – Leitlinien-Therapie

Auf Empfehlung meiner Cousine aus Berlin, vereinbarten wir für den 1. August 2018 einen Termin in der anthroposophischen Klinik in Berlin Kladow. Die Beschreibung auf der Internetseite der Klinik Havelhöhe klingt gut: Ganzheitliche Medizin im Akutkrankenhaus. Wir fuhren also früh morgens mit unserem Campermobil nach Berlin um rechtzeitig zu unserem 13-Uhr Termin zu gelangen. Ohne Mittagessen setzten wir uns in den Krankenhausflur, um dann um ca. 14:30 Uhr ein Gespräch mit der leitenden Ärztin und einer angehenden Ärztin zu führen.

Nach einem kurzen Blick auf den Befundbericht, erklärte sie uns vollumfänglich mit Papier und Stift, dass ein Triple Negativ Tumor wie dieser, keine guten Aussichten hat. Triple deshalb weil keine Rezeptoren vorhanden sind, an die eine Hormon- oder Antikörpertherapie andocken kann. Was heißt das?

Die Ärztin erklärte uns, da gäbe es nur die Leitlinien-Therapie. Und die geht so. Chemotherapie vorab, in der Hoffnung, dass der Tumor kleiner wird, Operation des verbliebenen Tumors und danach Strahlentherapie um mögliche Metastasen zu verhindern.

Die „ganzheitlichen Medizin“ der Klinik beschränkt sich auf adjuvante Maßnahmen, die aber nur stattfinden können, wenn die „Leitlinien-Therapie“ angewandt wird. Eine für den Körper schonende Behandlungsmethode ist die Hyperthermie, bei der nur der Tumor oder auch der ganze Körper gezielt mit Wärme auf eine Temperatur von ca. 44 Grad erwärmt wird. Adjuvant ja, solo nicht.

Nach ca. 1 Stunde war das Gespräch beendet. Ausgestattet mit einer DVD über Brustkrebs und dessen schulmedizinischen Behandlungsmethoden, verließen wir ernüchtert das Krankenhaus. Am frühen Abend trafen wir uns noch mit Kristina, meiner besten Freundin aus der Schulzeit und waren lecker beim Italiener essen. Nach einem ausgiebigen Waldspaziergang und der Beinahe-Begegnung mit Wildschweinen, waren wir gegen 23 Uhr wieder an unserem Campermobil auf dem Campingplatz angekommen.

Hier holte uns die Gegenwart wieder ein. Ein Gefühl von Hilflosigkeit machte sich breit, so dass wir beide heulend auf der Trittstufe unseres Campers keinen Ausweg sahen.

Ein Kommentar bei „Unwort 2018 – Leitlinien-Therapie“

  1. Hallo ihr zwei, ich denke so pauschal kann man nicht sagen, das Triple negativ keine gute Aussichten hat. Im Gegenteil, bei BRCA 1 oder 2 Trägerinnen wirkt die Chemo sogar besser als bei Genmutationsfreien Patientinnen. Googelt mal die Studie GeparSixto. Diese ist die Grundlage der derzeitigen Leitlinien-Chemo. In den USA wurden Parallelstudien dazu durchgeführt u d veröffentlicht. Bedenklich ist der sehr hohe KI67 Wert, der die Wachstumsrate darstellt. Ich habe 50%. Alles ab 25% wird als sehr hoch bezeichnet, weshalb uns dann zum schnellen Start der Chemo geraten wird. Ich habe mich nach einigem Hin unter dafür entschieden und ich komme sehr gut durch. Das Labor fand nach der ersten Chemogabe bereits keine Mikrozellen mehr mit dem derzeit verfügbaren Verfahren. Habe mich viel belesen und nehme supportive Mittel zur Unterstützung der Selbstheilung und bewege mit viel am der frischen Luft. Zucker und Kohlehydrate, die der Krebs liebt und braucht, sind vom Essensplan fast gänzlich gestrichen. Ansonsten gibt es ab und an Wildkräuter, viel Grünen Tee, Ingwer und Kurkuma.
    Ich wünsche Euch, dass ihr den Weg für Euch findet und gehen könnt, der sich gut und richtig anfühlt. Nur darauf kommt es an und das ihr das Leben spätestens jetzt beginnt zu genießen!

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